Das West-Nil-Virus
Ein bald heimisches Exoten-Virus?
Das West-Nil Virus (WNV) ist ein von Mücken (Culex Arten, z.B. auch gemeine Hausmücke) übertragendes, weltweit sehr häufiges Flavivirus*. Es existieren 2 unterschiedlich pathogene Linien. Ursprünglich stammt es aus Afrika und trat in Europa erstmals Anfang der 60er Jahre (Frankreich) auf.
Regelmäßig werden Krankheitsfälle bei Mensch, Pferd und/oder Vogel aus den südosteuropäischen Ländern gemeldet.
In der Natur zirkuliert es hauptsächlich in einem Vogel-Stechmücken-Vogel-Kreislauf. Vögel unterschiedlichster Art sind Hauptwirte und Virusreservoir, ohne klinische Symptome einer Erkrankung.
Nur in der Mücke kann sich das Virus adäquat vermehren und nur sie können durch ihre Blutmahlzeit weitere Vögel/Säuger infizieren!
Zahlreiche Säugerarten** können zwar mit dem Virus angesteckt werden, bleiben aber asymptomatisch.
Als Ausnahme in der Spezies Vogel erkranken Sperlingsvögel (v.a. Raben, Elstern, Amseln..) und einige Greifvogelarten (v.a. Eulen, Bartkauze) teilweise schwer bis tödlich.
Unter den Säugern können nur der Mensch und das Pferd nach der Infektion selten (Pferd 8% der Fälle; Mensch ca. 20 % der Fälle), aber dafür teilweise massiv mit Symptomen einer Meningoenzephalomyelitis erkranken.
> Die Erscheinungen einer Hirn- oder Hirnhautentzündung beim Pferd reichen von Stolpern, vermehrter Schreckhaftigkeit, allgemeiner Schwäche und Zittern bis hin zu Ataxien, Nachhandlähmung oder Festliegen.
Symptome nur einer fieberhaften Allgemeinerkrankung beim Pferd sind eher selten. Die Mortalität beträgt rund 30% (Daten USA).
Die Therapie erfolgt nur Symptomatisch. Genesen die Pferde, bleiben in einem von 5 Fällen neurologische Schäden zurück.
Für Pferde stehen mittlerweile verschiedene Impfstoffe in Deutschland zur Verfügung.
Bis dato sind 27 Fälle bei Pferden (Stand 9/19) und 53 Virusnachweise in toten Vögeln vornehmlich in Ost-Deutschland (MV, BB, ST, BY) dokumentiert worden. (Quelle FLI)
> Beim Menschen verläuft die Erkrankung zu 80% symptomlos! In den übrigen Fällen treten meist nur leichte grippeähnliche Erscheinungen auf. In 1% der Fälle kommt es auch beim Menschen zu schweren hoch fieberhaften Krankheitserscheinungen mit Hirn- oder Hirnhautentzündungen, ebenfalls mit bleibenden neurologischen Schäden.
Die erste WNV-Infektion beim Menschen in Deutschland, wurde im September 2019 in Sachsen dokumentiert. Zwei weitere Fälle (klinisch erkrankte Personen) aus Berlin und Sachsen sind bis heute bekannt.
Für den Menschen existiert bisher kein Impfstoff.
Die WNV-Infektion von Vogel und Pferd ist in Deutschland eine anzeigepflichtige Tierseuche.
Verordnungsbasierte Bekämpfungsstrategien existieren bisher aber noch nicht.
Die StIKo Vet empfiehlt Pferde in betroffenen Gebieten (siehe Karte D, Stand Oktober 2019, Quelle FLI) und angrenzenden Gegenden, bzw. solche, die in solche Gebiete verbracht werden sollen, impfen zu lassen und somit vor einer Erkrankung zu schützen.
Das Virus ist mit hoher Wahrscheinlichkeit dazu in der Lage in einheimischen Stechmücken zu überwintern, das zeigten jahreszeitlich recht frühe Infektionsnachweise (2019). Auch immer wieder illegal eingeschleppte exotische Vögel kommen als Ursache für Virusepidemien in Frage. Infizierte Pferde und Menschen dienen nicht als neue Ansteckungsquelle! Eine Ansteckung ist dennoch über Bluttransfusionen oder Organspende (Mensch) möglich.
Erfahrungen mit dem WNV in anderen Ländern (v.a. USA Anfang der 2000er) zeigen, dass sich das Virus auf Grund des Klimawandels in den nächsten Jahren noch weiter in Deutschland etablieren wird. Wir raten Ihnen daher ebenfalls dazu, sich regelmäßig über die Infektionslage zu informieren und ggf. Ihr Pferd gegen das WNV impfen zu lassen. Immer ein guter Schutz vor den Vektoren (hier Stechmücken) vor allem in den Sommermonaten ist nicht nur wegen des WNVes unerlässlich.
Ihre Tierarztpraxis Heinecke
(TÄ Umland)
*Flaviviren sind für verschiedenste Hirn- und Hirnhauterkrankungen v.a. bei Mensch und Pferd verantwortlich. Zu ihnen zählen auch eine Reihe anderer infektiöser Krankheisterreger wie z. B. FSME-Viren, Gelbfiebervirus, Denguevirus Typ 1-4, Japan-Enzephalitis-Meningoenzephalitis-Virus sowie das Hepatitis-C Virus oder das bereits in einem anderen Artikel beschriebene Usutu-Virus.
**wie Hund, Katze, Ziege, Schafe, Fledermaus, Streifenhörnchen, Eichhörnchen, Kaninchen, Rentier, Wolf
Karte Stand 25.10.2019, zeigt gemeldete Fälle von WNV-Infektionen, (blau 27*Pferd, rot 53*Vogel)
Quellen: Textinhalte und Bild: Homepage des FLI, außerdem Handbuch Pferdepraxis (Dietz/Huskamp-3.Auflage)