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DEFAULT : Bandwürmer, Fuchsbandwurm
04.07.2019 21:57 (4516 x gelesen)

Über Bandwürmer als Zoonosen

 Oder warum Bandwürmer für den Menschen nicht nur eine Darmbeschwerde sind

Eine Zoonose ist eine vom Tier auf den Menschen oder vom Menschen auf das Tier übertragbare Erkrankung. Der Schweregrad der Erkrankung, trotz gleichen Erregers, ist dabei nur sehr selten der gleiche, bei Mensch oder eben Tier.

Viele Zoonoseerreger haben ein natürliches Reservoir. Also einen Wirt, der den Erreger in sich trägt, selbst dabei aber nicht, oder nur leicht erkrankt. Dadurch können Zoonoseerreger weite Strecken zurück legen.

Es sind über 3500 Arten von Bandwürmern (Zestoden) bekannt.

Der Artikel soll sich daher mit meist allgemeinen Merkmalen und beispielhaften Krankheitsausprägungen von relevanten Bandwürmern beschäftigen.



Anatomisch gliedert sich ein Bandwurm in einen Kopf, vornehmlich befindet sich hier das Haftorgan zur Anheftung an die Darmschleimhaut und einem aus Proglottiden (ähnlich wie Gliedern) bestehenden „Körper“. Jede Proglottide beinhaltet dabei, bei den meisten Bandwürmern, einen eigenen zwittrigen Geschlechtsapparat, bestehend also aus männlichen und weiblichen Geschlechtsorganen.

          Einen eigenen Verdauungsapparat benötigen Bandwürmer nicht, sie nehmen - bereits enzymatisch aufgespaltene - Nahrungsbestandteile und Vitamine aus dem Darmlumen ihrer Wirte auf. Ein adulter (erwachsener) Bandwurm ist also eine reine Vermehrungseinheit und „nur“ ein Nahrungskonkurrent im Darm, er richtet einen vergleichsweise! geringen Schaden für den Endwirt an.

Nach der Befruchtung der Eier innerhalb der Proglottide, es können 200 (Echinococcus multilocularis/Fuchsbandwurm) bis 100000 Eier (Taenia saginata/Rinderbandwurm) sein, wird die Proglottide abgeschnürt und mit dem Kot des Wirtes ausgeschieden. Die Eier können auch allein oder in Eipaketen in die Außenwelt abgegeben werden. Sie sind hier enorm widerstandsfähig, vor allem in der kalten Jahreszeit, können über Monate infektiös bleiben.

Die sich in den Eiern entwickelnde Larve (Onkosphäre) schlüpft erst im Verdauungstrakt eines neuen Wirtes (Zwischenwirt). Sie durchdringt mit ihrem Hakenapparat die Darmschleimhaut und befällt zunächst die Leber, aber auch andere Organe, Bindegewebe, Muskulatur oder das ZNS.

Bei einigen Bandwurmarten geht sie dort in ein meist inaktives Dauerstadium über und bleibt für den Zwischenwirt eher unbemerkt. Bei anderen Arten (Echinococcus z.B.) findet hierbei aber auch eine ungeschlechtliche Weitervermehrung in Zysten (Finnenbläschen) statt.

Zwischenwirte sind für die Weiterentwicklung der Bandwürmer unerlässlich (der Zwergbandwurm benötigt ausnahmsweise keinen).

Letztendlich werden sie durch den Befall der Parasiten geschwächt, oder gar getötet. Ziel ist, die Möglichkeit der Finnen, so vom Endwirt aufgenommen (gefressen) zu werden. Erst hier ist die geschlechtliche Vermehrung wieder möglich.

          Im Allgemeinen und vergleichsweise milde erscheint eine Bandwurminfektion beim Menschen durch den Rinderbandwurm (Teania saginata). Der Mensch als Endwirt nimmt die Finnen (Cysticercus bovis) über infiziertes Rind -oder auch Rentierfleisch auf. Sie befinden sich vor allem in der Kaumuskulatur („Kopffleisch“). Als Nahrungskonkurrent im Darm des Menschen kommt es zu Gewichtsverlust und Schwäche, auch Koliken sind möglich.

          Der Schweinebandwurm (Taenia solium) erzeugt ein ähnliches Erkrankungsbild beim Menschen. Die Finnen (Cysticercus cellulosae) befinden sich in der Muskulatur, aber auch Leber, Lunge und Gehirn vom Schwein. Der Mensch kann aber nach Aufnahme von Eiern auch Zwischenwirt und damit Finnenträger des Schweinebandwurmes werden! Die Erkrankung nennt sich dann Zystizerkose. Problematisch sind dabei Zystenbildungen im Gehirn. Krampfanfälle, Bewusstseinsstörungen und chronische Meningitiden sind die Folge.

          Der Gurkenkernbandwurm (Dipylidium caninum, c.a. 13-15cm groß), der häufigste Bandwurm unserer Hunde und Katzen, wird übrigens durch Flöhe oder Läuse als Zwischenwirte übertragen. Allerdings müssen diese auch über den Verdauungstrakt aufgenommen, also gefressen werden. Beim Menschen als Endwirt, insbesondere Kindern, kommt es zu Durchfällen und meist allergisch bedingtem Juckreiz. Die Behandlung beim Menschen erfolgt mit Praziquantel, einem Entwurmungsmittel, welches übrigens auch unsere Hunde und Katzen erhalten. Vermutlich haben Sie schon mal ein sich bewegendes „Reiskorn“ im Fell Ihres Vierbeiners gesehen, sehr wahrscheinlich war das eine eiergefüllte Proglottide eines Gurkenkernbandwurmes.

Ernsthafte, lebensgefährliche Schäden durch Bandwürmer entstehen nach Aufnahme der Eier in Zwischenwirten durch Zysten und Finnen.

Die bedeutsamste Zoonose unter den Bandwürmer ist die Echinokokkose, verursacht durch den kleinen Fuchsbandwurm (alveoläre Form; Echinococcus multilocularis) oder den Hundebandwurm (zystische Form; Echinococcus granulosus). Beide Bandwürmer sind ausgewachsen nur wenige Millimeter groß, die Entwicklung im Zwischenwirt erfolgt in typischen Zysten, welche beim Menschen bis zu 20cm groß werden können.

Die sich in den Zysten des Fuchsbandwurmes entwickelnden Finnen können dabei wie Zellen eines Tumors aktiv in andere Gewebe eindringen und dort weitere Zysten bilden. Die alveoläre Echinokokkose ist in ihrem Schadensbild also mit einem bösartigen Tumor vergleichbar. Die Zysten sind meist inoperabel.

Die Zysten des Hundebandwurmes entwickeln sich unilokulär. Innerhalb einer Zyste entstehen viele weitere Zysten, dadurch wächst das Gebilde, bleibt aber eine Einheit und ist daher normalerweise auch operativ entfernbar. Schäden entstehen v.a. durch den Druck auf umliegendes Gewebe (Drucknekrosen).

Die Entwicklungszeit der Echinokokkose kann viele Jahre (5-10 Jahre) betragen. Sie ist eine Meldepflichtige Krankheit. Sie kommt, und hier die gute Nachricht, allerdings sehr selten bei uns vor (1/100000).

Die Eier der Bandwürmer können etwa über Stäube bei der Heuernte oder beim Abbalgen von Füchsen (Endwirt) übertragen werden, befinden sich auf Waldpilzen, Waldfrüchten oder eben im Fell unserer Hunde und Katzen (Endwirte).

Zum Schutz vor Bandwurminfektionen sollte Fleisch von Schwein, Rind, Wild und Fisch immer gründlich gegart werden (mindestens 60°C). Räuchern und trocknen ist nicht ausreichend! Ein Einfrieren tötet Bandwurmeier ebenfalls nicht ab.

Unsere Haussäugetiere sollten regelmäßig entwurmt werden!

Die Empfehlung der ESCCAP lautet alle 3 Monate.

Jagdhunde und Freigänger-Katzen in Kleinkinderhaushalten sollten sogar alle 4 Wochen zum Schutz vor dem kleinen Fuchsbandwurm entwurmt werden. Der Gurkenkernbandwurm hat im Endwirt sogar nur eine Entwicklungszeit (von der Aufnahme der Finnen aus Flöhen/Läusen bis zum fertigen Ei) von nur 16-21 Tagen!!!

Beim Umgang mit Wildtieren und in der Wildnis ist auf eine gute Hände-Hygiene zu achten. Waldpilze und Waldfrüchte vor dem Verzehr gut abwaschen oder gut durchgaren.

Jäger, sie erkranken auf Grund ihres Arbeitsumfeldes am häufigsten, sollten beim Abbalgen von Füchsen unbedingt Handschuhe tragen, auch ein Mundschutz empfiehlt sich, zum Schutz vor aufgewirbelten Eiern.

Liebe Tierbesitzer,

ich hoffe, der Artikel war nicht zu lang, es gäbe noch viel mehr interessante Dinge zu diesem Thema zu erzählen. Für einen Überblick sollte es aber reichen und hoffentlich ist einmal mehr die Wichtigkeit einer regelmäßigen Entwurmung unserer Pelzigen Freunde ins Gedächtnis gerufen worden.

Ihre Tierarztpraxis

Quellen

https://www.spektrum.de/lexikon/biologie/bandwuermer/7069

MemoVet, Praxisleitfaden Tiermedizin, Wilczek/Merl, Schattauer Verlag

Lehrbuch der Parasitologie für die Tiermedizin, Eckert/Friedhoff/Zahner/Deplazes, Enke Verlag


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