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DEFAULT : Durchfall ist nicht gleich Durchfall
25.04.2019 20:48 (31907 x gelesen)

Durchfall ist nicht gleich Durchfall

Und warum eine Futtermittelunverträglichkeit noch keine Allergie ist

Liebe Tierbesitzer,

Der Durchfall ist in der Praxis ein sehr häufig zu beobachtendes Symptom einer Magen-Darm-Störung mit unterschiedlicher Genese.

Nummer 1 der Ursachen sind Futtermittelintoxikationen bzw. Futtermittelunverträglichkeiten.

Erst später, nach viralen und parasitären Gründen, folgt die immunvermittelte Enteritis, also eine allergische Reaktion auf Futterbestandteile.

Aber was genau ist der Unterschied, worauf reagiert mein Hund mit Durchfall und wie füttere ich meinen Hund bei Durchfall richtig?

Da das Thema sehr umfangreich ist, ist es der folgende Artikel diesmal auch. Viel Spaß beim Lesen, es lohnt sich ;-)



Eine Futtermittel-Unverträglichkeit äußert sich definitionsgemäß in einer Überempfindlichkeitsreaktion ohne Beteiligung des Immunsystems. Die Zusammensetzung, seltener Einzelkomponenten machen Probleme.

     So sind ältere Tiere z.B. weniger tolerant gegenüber dem Milchzucker Laktose, da die Laktaseaktivität nach dem Welpenalter stark abnimmt. Umgekehrt haben Welpen mit zu hohen Stärkegehalten im Futter Probleme.

     Das Theobromin in Schokolade, welches bei Tieren einen pharmakologischen Effekt hat, löst ebenfalls Durchfälle aus.

     Intoxikationen entstehen bei Aufnahme von giftigen Stoffen oder verdorbenen Lebensmitteln (v.a. Salmonellen, Campylobacter) und führen über verschiedene Wege zu Dünndarmdurchfällen.

     Ein zu hoher Eiweißgehalt (18-21% hochverdauliches Rohprotein (TS) im Futter sind für einen ausgewachsenen Hund ausreichend) oder schlecht/langsam verdauliches Eiweiß aus Innereien oder Schlachtabfällen, kann dazu führen, dass aus dem Dünndarm unverdautes Eiweiß in den Dickdarm gelangt. Dies führt hier häufig zu einer Dysbakterie (v.a. Vermehrung v. Cl.perfringens inkl. Enterotoxinbildung) und damit typischem Dickdarmdurchfall. BARF-Rationen enthalten häufig einen sehr hohen Fleischanteil.

Dickdarmdurchfall zeigt sich in häufigen Absatzfrequenzen, eher breiigem Kot (nicht wässrig), Kotdrang, Beimengungen von Schleim und evt. auch hellem Blut. Die Hunde sind aber meist bei gutem Allgemeinbefinden, haben Appetit.

Dünndarmdurchfälle äußern sich in großen Volumina flüssigeren Kots. Diesem kann dunkles Blut beigemengt sein. Auch Fettstuhl ist typisch. Die Hunde weisen ein eher reduziertes Allgemeinbefinden auf und erbrechen eventuell auch.

Ein Dünndarmdurchfall kann in einen Dickdarmdurchfall, und umgekehrt, übergehen. Beide können chronisch werden. Die diätätischen Ansätze unterscheiden sich in ihren Grundsätzen aber etwas.

Im Vergleich zur Futtermittel-Unverträglichkeit basiert eine Futtermittel-Allergie auf einer Über!reaktion des Immunsystems, auf ein als „fremd“ erkanntes Antigen. Es kommt zu einer Bindung des Antigens durch körpereigene Antikörper und folgender Freisetzung von Histamin, ein Botenstoff für Entzündungsreaktionen und Abwehrmechanismus des Körpers. Neben typischen Hautproblemen und Juckreiz führt eine Futtermittelallergie, lokal im Darm, auch zu Durchfällen bzw. schwankenden Kotkonsistenzen.

Wie kann man beides unterscheiden? Das ist nicht immer ganz eindeutig und einfach, aber:

Eine allergische Reaktion ist immer reproduzierbar und auch mit geringen Mengen Allergen auslösbar. Ein auf Schweineprotein allergischer Hund reagiert auch nach 4 Wochen Schweinefleischabstinenz mit Juckreiz auf ein Stück Schweinefleisch im Futter. Für eine Intoleranzreaktion sind eher größere Mengen nötig.

Übrigens sind hauptsächlich die Eiweißkomponenten im Futter Ursache für allergische Reaktionen, seltener die Kohlehydratquellen und kaum die Fette. Eine allergische Reaktion muss auch nicht sofort, sondern kann auch erst nach Stunden oder gar Tagen, sichtbar werden.

Wichtig und daher erwähnenswert:

Eine Passage von typischerweise ca. 2% der Futterproteine über die Darmschranke, ist wichtig für den Aufbau einer sogenannten „oralen Toleranz“. Ein Lernmechanismus des Körpers. Es wirkt sich also begünstigend aus, einen wachsenden Hund mit verschiedenen Futtermitteln zu konfrontieren. (Bitte immer individuelle Toleranz beachten!)

Und auch interessant ist:

Bei bestehenden Durchfallerkrankungen sollte immer ein anderes Futtermittel, als das Alltägliche, verwendet werden. Durch die geschädigte Darmschleimhaut gelangen mehr Antigene als sonst in den Organismus, welche dann tatsächlich immunologisch relevant werden können. Das Tier könnte also später tatsächlich allergisch auf das sonst gewohnte Futter reagieren.

Was kann man nun zu Hause tun?

Hier zuallererst ein wichtiger Hinweis!: Bei erhöhter Körpertemperatur und erhöhter Herzfrequenz, blutigem Stuhl und/oder Erbrechen sowie schlechtem Allgemeinbefinden sollte immer ein Tierarzt aufgesucht werden.

     Bei typischem Dünndarmdurchfall (meist akut; seltener, aber viel wässriger Kot, kein guter Appetit) sollte man auf eine hochverdauliche, rohfaserarme Diät achten. Die Nährstoffzufuhr muss bei längerer Fütterungsdauer etwas erhöht werden, da das Futter im Dünndarm auf Grund der Erkrankung weniger gut verwertet wird.

Es eignet sich eine Diät* aus Hühnerbrust, Reis, etwas Öl und evt. einer Vitaminmischung. Als Öl empfehlen wir ein Fischöl , es ist reich an Omega-3-Fettsäuren. Diesen wird eine entzündungshemmende Wirkung zugesprochen. Sollte Fischöl geruchlich oder geschmacklich nicht in Frage kommen ist Leinöl eine Alternative. Pflanzliche Öle eignen sich bei Durchfällen sonst weniger.

     Bei Dickdarmdurchfällen (breiiger, schleimiger Kot, häufiger Kotdrang, eher guter Appetit) sollte eine Rohfaserquelle hinzu gefügt werden. Da die Ursache in der Regel eine Dysbakterie ist, müssen die gesunden Bakterien im Darm unterstützt werden.

Zellulose, Flohsamen und Kleie, als unlösliche Faserquellen, werden wenig im Darm fermentiert, binden aber sehr gut Wasser und unterstützen somit eine gesunde Peristaltik. Möhren und Rübenprodukte, als lösliche Fasern, dienen der Darmflora selbst auch als Nahrung. Hieraus werden kurzkettige Fettsäuren synthetisiert, welche wiederum Energielieferant für die Darmschleimhaut sind und so zur Regeneration beitragen, also doppelt positiv.

Präbiotika (Inulin, Oligofruktose) und Probiotika (lebende Organismen/Bakterien) stabilisieren die Normalflora und können positive Effekte auf die Darmwand haben, aussagekräftige Studien hierzu fehlen aber noch.

Die Zutaten können je nach Akzeptanz roh gefüttert werden. Sinnvoller bei Darmproblemen ist aber eine gekochte/gegarte Diät. Da zum Einen v.a. rohes Geflügelfleisch selbst Träger von Durchfallerregern sein kann und zum Anderen, gegarte Produkte mit weniger Energieaufwand zu verdauen sind.

Durchfälle auf Grund einer Futtermittelallergie haben ihre Ursache meist in der falschen Eiweißquelle.

Es empfiehlt sich eine mindestens 3-wöchige Ausschlussdiät mit anschließendem Provokationsversuch um das Allergen zu ermitteln. Ein langer Weg, aber der Sinnvollste. Blutuntersuchungen sind möglich, können aber das „Täterallergen“ selten genau aufzeigen, nur mögliche Empfehlungen geben. Sie sind auch recht kostenintensiv.

Selbst hergestellte oder auch gekaufte Diäten sollten folgende Kriterien erfüllen:

     - sie sollte möglichst nur eine Proteinquelle enthalten

     - eine möglichst kurze Zutatenliste haben

     - bedarfsgerecht mit Nährstoffen versorgen, d.h. vor allem keinen Proteinüberhang erzeugen (zu viel Protein → nicht verdautes Protein gelangt in Dickdarm → Dysbakterie → Durchfall)

Die Eiweißquelle sollte eine bisher für das Tier unbekannte sein. Pferd, Rentier, Krokodil, Fisch oder Hüttenkäse, vieles, aber bitte nur EINS, ist möglich. Dazu eine Kohlehydratquelle wie Kartoffel oder Reis. Etwas Öl, Möhren und Zellulose für die Darmflora und eine Vitaminmischung. Da diese Rezeptur über einen langen Zeitraum gefüttert werden muss, sollte sie unbedingt ausgewogen und bedarfsdeckend sein.

Wer hier nicht selbst kochen möchte, kann auch zu Fertigfuttern mit hydrolysierten Eiweißen greifen. Hier sind die Proteine in kurze Aminosäureketten aufgespalten. Somit werden sie vom Immunsystem nicht erkannt und lösen keine allergischen Reaktionen aus.

Wir empfehlen außerdem immer bei Durchfällen, dem Darm auch mindestens eine 24-48stündige Verdauungspause zu gönnen und auf sämtliche, feste Nahrung zu verzichten. Auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr ist stets zu achten. Diäten bei Futtermittelunverträglichkeiten sollten mindestens 7 Tage über den ersten normalen Kotabsatz hinaus gefüttert werden, um dem Darm die Möglichkeit zu geben gut auszuheilen.

Liebe Tierbesitzer, milde Durchfälle sind in der Regel gut zu Hause therapierbar, in allen Zweifelsfällen sollten Sie sich aber an den Tierarzt wenden.

Wir hoffen, das Lesen hat Ihnen wieder Spaß gemacht. Für eventuelle Themenvorschläge senden Sie uns doch gern mal eine Mail. Für einen ergänzenden Artikel zum Thema blutiger Durchfall beim Hund klicken Sie gerne HIER.

Ihre Tierarztpraxis Heinecke

*einfache Rezepte mit Gewichtsangaben und individuellen Empfehlungen erhalten Sie auf Anfrage in der Praxis.


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