Zähne

Datum 11.06.2019 15:13 | Thema: DEFAULT

  ► Zähne und deren Pflege  

Für uns, liebe Tierbesitzer, ist das tägliche Zähneputzen selbstverständlich. Doch wie ist es bei unseren pelzigen Freunden? Ist Zähneputzen überhaupt nötig? Wieso hat mein Hund so viel Zahnstein? - Er frisst doch nur Trockenfutter, bei dem er viel kauen muss! Und: Zeigt mein Tier, wenn es Zahnschmerzen hat?


      „Der Wolf putz seine Zähne ja auch nicht!“, heißt es dann. Ja, das stimmt. Aber zum einen frisst der Wolf die Beute mit Haaren, Horn und Knochen, was einen sehr guten Kaueffekt und damit Abriebwirkung auf die Zähne hat. Und zum Anderen spielen individuelle Eigenschaften, wie Gebissanatomie und Speichelzusammensetzung eine sehr große Rolle, die die Ansammlung von Plaque (Summe aus Essensresten, Bakterien und Speichelinhaltsstoffen) begünstigen oder eben erschweren können.

Unsere Hunde und Katzen werden wie wir zahnlos geboren. Das Milchzahngebiss durchbricht das Zahnfleisch mit ca. 3-6 Wochen. Milchzähne haben wie bleibende Zähne eine Wurzel und haben vor allem eine Platzhalterfunktion für die bleibenden, meist größeren Zähne. Ab dem 3. Lebensmonat erscheinen die ersten bleibenden Zähne in den Kiefern unserer Hunde und Katzen. Die bleibenden Zähne nutzen dafür die Wege, die auch die Milchzähne genommen haben. Beim Vorschub lösen sie die Wurzeln der Milchzähne langsam auf. Daher bleiben von den Milchzähnen in der Regel nur kleine Kappen übrig. Der Milchzahn fällt aus. Der Zahnwechsel sollte mit 6-7 Monaten abgeschlossen sein.

Vor allem Kurzköpfige Rassen haben Probleme im Zahnwechsel. Zum Einen sind die Zahnanlagen dieser Tiere nicht immer geordnet vorgebildet, wodurch es bereits im Milchzahngebiss zu Fehlstellungen kommen kann, welche sich auf das bleibende Gebiss übertragen - auch persistierende Milchzähne* sind somit bei diesen Rassen häufiger zu beobachten. Und zum Anderen bieten die ausgewachsenen Kiefer dieser Hunde (und Katzen) oftmals zu wenig Platz für die bleibenden Zähne. Diese Gebisse weisen viel zu enge Zahnzwischenräume auf, aus welchen Futterreste nur schwer durch einfache Kautätigkeit zu entfernen sind.

      Ein Schaden, eine Fraktur z.B., an einem Milchzahn ist übrigens eine ernstzunehmende Sache. Die hieraus entstehende Entzündung im Wurzelbereich behindert den Vorschub des bleibenden Zahnes erheblich, es kann zu Zahnfehlstellungen kommen.

Ist Zähneputzen nun nötig?

Ja und nein. Vor allem kleine Rassen neigen durch ungünstige Gebissanatomie und häufig auch Fehlfütterung zu zu viel Plaque. Durch den höheren ph-Wert im Hundemaul (im Vgl. zum Menschen) lagern sich im Speichel gelöste Mineralstoffe schneller im Plaque ein und Zahnstein entsteht. Seine rauhe Oberfläche wiederum beschleunigt all diese Prozesse.

(Anm.: Interessanterweise erschwert der höhere ph-Wert die Ausbildung von Karies, wodurch unsere Vierbeiner von diesem Problem eher verschont bleiben.)

Die im Plaque befindlichen Bakterien sind Ursache für Zahnfleischentzündungen (Gingivitis) und Parodontitis (Entzündung des Zahnhalteapparates – Zahnfächer und Kieferknochen).

Die Kieferknochen unserer kleinen Hunderassen sind im Vgl. zu den Zähnen meist kleiner proportioniert als bei den großen Hunderassen. Entzündungen der Zahnfächer und später des Kieferknochens führen hier, durch Osteolyse (Auflösung der Knochensubstanz) schnell auch zu Kieferbrüchen. Also wirkt sich Zähneputzen vor allem bei kleineren Rassen immer positiv auf die (Zahn-)Gesundheit aus.

Natürlich profitieren auch große Rassen vom täglichen Zähneputzen.

Hierfür sollten immer weiche Zahnbürsten verwendet werden (egal ob für Menschen oder Tiere, Kinderzahnbürsten sind prima). Eine Zahnpasta, (!bitte immer nur Hundezahnpasta!) ist nicht unbedingt nötig, ein gründliches Entfernen des Plaques ist meist ausreichend. Zahnpasta erhöht aber in der Regel die Akzeptanz, durch Geschmacksstoffe. Und Inhaltsstoffe wie Laktoperoxidase oder Glucoseoxydase wirken antibakteriell. Polyphosphate fungieren als Kalziumfallen, sie senken den ph-Wert und binden das im Speichel enthaltene Ca, Zahnstein wird vorgebeugt. Enthaltene Vitamine C und E, sowie Zink und Selen fördern das lokale Immunsystem des Zahnfleisches und beugen so Entzündungen vor.

Welche Futtersorten sind gut für die Zähne?

Es ist nicht entscheidend ob trocken oder nass. Auch Trockenfutter wird meist wenig gekaut und erreicht durch den Reibeeffekt nur wenige Stellen im Maul.

Es gibt Zahnpflege-Alleinfuttermittel (...Dental…), sie enthalten u.a. ähnliche Stoffe, wie besagte Hundezahnpasten und sind für den Dauereinsatz konzipiert. Zahnpflegeprodukte, wie Rinderhaut (mechanischer Abrieb) oder „Dentastix“ (v.a. Inhalsstoffe) eignen sich gut für Zwischendurch, sie sollten aber auch immer energetisch an der Tagesration Futter angepasst werden! (Achtung Kalorienfallen!)

Weniger geeignet sind Knochen oder zu harte Kauartikel.

V.a. das juvenile Dauergebiss ist anfällig für Zahnfrakturen. Der Zahnschmelz unserer Haushunde und -katzen ist nur etwa 1/10 so dick wie unser Zahnschmelz (Ø Ktz. 0,2mm, Hd 0,3mm, Mnsch 2,5mm), lediglich die Kronenspitzen weisen dickere Schichten von Zahnschmelz auf.

Auch Stöckchen/Holz sollten tabu sein. Die feinen Splitter bohren sich oft tief ins Zahnfleisch, wo sie unerkannt zu schweren Entzündungen führen können.

Immer verboten als Kauspielzeug sollten Tennisbälle sein. Ihr Filzüberzug wirkt wie Schmirgelpapier auf die Zähne, starke Abriebe sind die Folge.

Härtere, nicht zerkaubare Gummibälle hingegen sind immer sehr gut zum Spielen und Beschäftigen geeignet.

Moki

Und wie erkenne ich, dass mein Tier Zahnschmerzen hat?

Leider nur schwer. Vermehrter Speichelfluss, einseitiges Kauen, ungleichmäßige Ausbildung von Zahnstein im Gebiss (durch unterschiedlichen Abrieb von Plaque) können hinweisend sein. Schmerzäußerungen sind möglich, aber selten. Zähneklappern bei Katzen ist häufig ein Zeichen für Schäden an den Zähnen. Mundgeruch ist immer ein Hinweis auf Probleme im Maul.

Bei Fragen rund um die Zahngesundheit wenden Sie sich gerne an uns!

Ihre Tierarztpraxis Heinecke

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*Milchzähne, deren Wurzeln sich nicht durch den Vorschub der bleibende Zähne auflösen und daher nicht ausfallen. Sie verbleiben (persistieren) neben den bleibenden Zähen im Gebiss.





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