Alternative Antiparasitika

Datum 08.03.2019 09:22 | Thema: DEFAULT

Alternative Floh- und Zeckenmittel

Liebe Tierbesitzer, die warme Jahreszeit steht in den Startlöchern.

Zecken werden bald aktiv, Flöhe fühlen sich auch den ganzen Winter über bei Ihnen zu Hause wohl. So mancher Tierbesitzer sucht nach alternativen Mitteln gegen einen Parasitenbefall bei seinem tierischen Freund. Vielleicht, weil die beim Tierarzt erhältlichen Mittel ihm nicht „unbedenklich“ genug sind oder „zu chemisch“ und weil es „da sicherlich auch etwas natürliches“ gibt.

Wir möchten in diesem Beitrag darauf hinweisen, dass die in Zoofachgeschäften erhältlichen Antiparasitika nicht immer „weniger gefährlich“ sind. Die akzeptabelste Nebenwirkung ist eher, dass es meist nicht hilft.


          In einem „Ungezieferband“ für Hunde und Katzen ist der Wirkstoff Dimpylat enthalten, ein Organophosphat. Durch seine lipophilen Eigenschaften dringt Dimpylat gut in die Fettschicht der Haut ein und verteilt sich somit über das Tier. Hier kann es somit z.B. auch gegen Milben helfen. Warmblüter verfügen, im Gegensatz zu Insekten, über ein Enzym, welches den Wirkstoff spaltet und damit für ihn unschädlich macht. Allerdings hat der Wirkstoff im Vergleich z.B. zu Pyrethroiden (z.B. Expot®) eine geringere therapeutische Breite, ist also bei falscher Dosierung „schneller giftig“ für das Tier. Auf eine korrekte Anwendung wird auf allen Verpackungen deutlich hingewiesen.

Achtung!: Katzen unter 1Jahr und Windhunde reagieren mitunter sehr empfindlich.

Für diese Tiere sollte also immer ein anderes Präparat verwendet werden.

Anzeichen einer Überdosierung sind Übererregungszustände wie Speicheln, Husten (Bronchospasmus und übermäßige bronchiale Sekretion), Zittern, Unruhe durch Herzrasen, vermehrtes Urinieren. Vor allem Tiere die zu Epilepsie oder asthmatischen Anfällen, unter Herzinsuffizienz oder häufigen Koliken neigen, sollten solche Präparate meiden.

             Anm.: Die LD50 für Dimpylat wird lt. Literatur für Hunde mit >300mg/kg p.o. angegeben. Im 65cm Halsband sind lt. Produktinformation 3,6g Dimpylat enthalten. Die LD50 beschreibt die Dosis, bei der statistisch 50% der Hunde versterben. Ein 65cm Flohhalsband wäre, oral aufgenommen, also für 50% aller höchstens 12kg schweren Hunde tödlich.

Nach dem berühmten Zitat: „Alle Ding sind Gift, und nichts ohn Gift; allein die Dosis macht, das ein Ding kein Gift ist.“ von Paracelsus, gilt dies übrigens genauso auch für Präparate aus der Tierarztpraxis! Nur kennt der Tierarzt ihr Tier oder stellt bei Bedarf ein paar zusätzliche Fragen.

          Viele Präparate, wie Shampoos oder Spot-On´s enthalten „Margosa“, oder ein „Margosa-Extrakt“. Hier sollte man sich genauer informieren. Margosa-Extrakte werden aus dem Neembaum gewonnen, sind nicht gleichzusetzen mit dem Neemöl. Die Margosa-Extrakte können aus Blättern, Blüten oder der Stammrinde gewonnen werden. Je nach Extraktionsverfahren (ähnlich wie beim Olivenöl haben sie eine mehr oder weniger gute repellente Wirkung gegen Parasiten.

Das Neemöl wird aus den Samen der Steinfrüchte gewonnen. Es wird als für Warmblüter unbedenklich beschrieben (Wortwahl beachten!) und als Pflanzenschutzmittel auch in der ökologischen Landwirtschaft eingesetzt. Der Wirkstoff Azadirachtin hemmt hier auch die Larvenentwicklung.

          Dimeticon, bekannt aus Mitteln gegen Blähungen, ist in einem „Insektizidfreien“ Spot-On enthalten, neben „Aloe Vera“ (ohne weitere Angaben, was damit gemeint ist). Tatsächlich wird es für Menschen in einem Präparat gegen Kopfläuse angewendet. Es soll die Atemöffnungen der Parasiten verkleben, somit „physikalisch“ wirken.

Probieren Sie es aus. Ebenso wie Bernsteinketten, hierbei haben wir kaum gesundheitliche Bedenken.

          Bitte meiden Sie vor allem für Katzen Präparate mit Teebaumöl!

Ätherische Öle enthalten Terpene und Phenole, welche Katzen, einmal oral aufgenommen, nur sehr langsam wieder eliminieren können. Sie reichern sich somit im Tier an und werden somit auch in geringen Dosen schnell giftig. Und Katzen sind sehr reinlich, putzen regelmäßig ihr Fell!

In hohen Dosen ist Teebaumöl auch für Hunde und den Menschen giftig. Außerdem kann es Allergien auslösen.

Phenole werden als Desinfektionsmittel eingesetzt, da sie gut an Bakterien haften, eindringen und dort Eiweiße zerstören. Im 19.Jahrhundert wurden sie noch als Antiseptika (bei Blutvergiftung) eingesetzt, sind wegen ihrer starken Toxixität aber bedeutungslos geworden. Ein antiparasitärer Effekt kann allenfalls in hohen und damit toxischen Dosen erreicht werden.

Andere ätherische Öle wie Lavendel oder Minze können in angebotenen geringen Dosierungen - damit sie gesundheitlich unbedenklich sind - gar nicht, oder nur kurz wirken. Und bedenken Sie bitte, dass der wesentlich feinere Geruchssinn unserer Vierbeiner Düfte noch sensibler wahrnimmt als wir.

          Und wie schon des Öfteren beschrieben enthalten Zwiebeln und Knoblauch für Tiere giftige Substanzen die das Hämoglobin und damit die roten Blutkörperchen zerstören. Eine klare Wirkung gegen Parasiten ist zudem nicht nachgewiesen worden.

Liebe Tierbesitzer, wir möchten Sie mit unserem heutigen Beitrag nicht verunsichern. Wir hoffen aber, Sie ein weiteres Mal für das Thema „Parasiten“ sensibilisieren zu können. Ein guter Schutz vor (durch Parasiten) übertragbaren Krankheiten ist zu allererst ein guter Schutz gegen Parasiten. Für Ihr Tier verträglich muss er sein und wirksam.

Sprechen Sie uns an!

Ihre Tierarztpraxis





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